Sonntag, 20. Februar 2011

das andere copy-past

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manchmal hat abschreiben ( neudeutsch copypasten) auch was gutes, vor allem wenn einer wie frank a meyer etwas geschrieben hat, welchem man beipflichten  solte. während die einen in dresden gegen rechte auf die strasse müssen, ist in der schweiz das besondere gedankengut der rechtenart omnipräsent.darum steht das folgende zitat,(nicht als fussnote markiert) untenstehend und stammt aus dem sobli. die darin geäuserte ansicht  "denkt"  sich mit der ansicht von nummer 127.





Was ist ein Landesverräter? Ernst S. zum Beispiel war ein Landesverräter. Er hat den Deutschen im Zweiten Weltkrieg Zeichnungen von Schweizer Befestigungsanlagen geliefert. Dafür wurde er erschossen.
Landesverräter waren in jener düsteren Zeit auch nazibegeisterte Schweizer, die den «Anschluss» unseres Landes an Grossdeutschland wünschten, ans «Dritte Reich», und ihn politisch betrieben.
Jüngst bezichtigte ein sehr rechtes Wochenblatt Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und Bundesrat Johann Schneider-Ammann des Landesverrates: Sie betrieben den Anschluss der Schweiz an die EU – «Anschluss-Politiker» also beide.
Jüngst erklärte ein sehr rechter Politiker: «Wer in die EU will, ist kein richtiger Schweizer.»
Derselbe sehr rechte Politiker unterstellte dem luxemburgischen Premi­er-minister Jean-Claude Juncker, er rede über die Schweiz wie einst Hitler und belege damit, wie herablassend das «Grossreich EU» über unser Land denke.
Die enthemmte Sprache von Politikern und Publizisten, die das Geschäft der Schweizerischen Volkspartei betreiben, ist selbstverständlich geworden. Sie wird sogar hingenommen von Politikern und Publizisten, die nicht das Geschäft der SVP betreiben und deren Aufgabe es wäre, die streitfreudige, bislang aber auch anständige politische Kultur zu pflegen.

Die verlorene politische Kultur

Wie ist, wie wäre, wie war diese ­politische Kultur? Ganz einfach: Der politische Gegner ist kein Feind; auch er will das Gute für die Schweiz, wenngleich auf seine Weise; schon gar nicht ist der politische Gegner ein Landesverräter, wenn er Lösungen sucht für existenzielle Probleme wie beispielsweise das Verhältnis zur EU.
Seit bald zwanzig Jahren zerstört die Führung der SVP, sekundiert von rechten bis ganz rechten Journalisten, systematisch diese freundeid­genössische Kultur der Rede und ­Gegenrede. Ganz besonders bedenkenlos polemisiert der mächtige, weil finanzmächtige Zuchtmeister dieser Partei.
Soll man darüber sinnieren, warum es dem langgedienten Politiker am Gefühl für Fairness fehlt – an Reife? Soll man nach narzisstischen Kränkungen forschen? Soll man beim grossen Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno nachschlagen, in seinen «Studien über den autoritären Charakter»? Nützte es, man müsste es tun.
Doch es ist nutzlos. Besserung ist von ihm und seinen Vasallen nicht mehr zu erwarten. Dagegen müssten diejenigen ein kritisches Bewusstsein entwickeln, die bewundernd jeden diffamierenden Satz aufgreifen und verbreiten – als Worte von besonderem Wert, als politische Botschaft, als Erleuchtung.

Die Mitschuld der Journalisten

Es sind dies Journalisten von Zeitungen, sowohl des Boulevards wie von Blättern, die sich selbst als ganz ­besonders nobel betrachten, als ganz besonders staatstragend und liberal und kultiviert und demokratisch sensibel. Es sind dies aber auch Moderatoren und Sendeverantwortliche von Radio und Fernsehen, in den letzten Jahren vornehmlich Moderatoren der Debattensendung «Arena».
Ja, man ist hingerissen bei den ­Medien von der Vulgarität und der Böswilligkeit des rechten Populismus. Ja, die Macht zieht Journalisten magisch an, vorab die Macht der Frechheit und der rhetorischen ­Gewalttätigkeit. Daraus lassen sich am leichtesten sensationelle Artikel zimmern, damit lassen sich mühelos Sendungen mit garantiert hohen Einschaltquoten inszenieren.
Es ist diesen Journalisten gelungen, das vielgestaltige politische Netzwerk der Schweiz zu einer bipolaren Landschaft zu machen: hier die Rechtspopulisten, dort die Classe ­politique, also der Bundesrat, die ­anderen Parteien, die Intellektuellen – die «Anschluss-Politiker» und «Landesverräter».
Haben diese Journalisten nur geschrieben und inszeniert, was war? Sind sie nur ihrer Pflicht nachgekommen? Nein, sie haben sich der fragwürdigen Leichtigkeit ihres Berufes hingegeben: Wer Lärm macht, ist eine Story wert, auch wenn der ­Lärmer seit zwanzig Jahren dieselbe Jeremiade verbreitet.
Und die Politiker, die den populistischen Polemiken nichts entgegensetzen? Auch sie waren, auch sie sind ­fasziniert von der Geldmacht, die sich in Wortmacht und Parteimacht verwandelt – und die politische Kultur der Schweiz unter Wortmüll erstickt.
Wer hält dagegen? 70 Prozent der Wähler, das ist nicht wenig. 30 Prozent aber, die hinter den Populisten-Listen stehen, sind zu viel. Zu viel, weil die meisten SVP-Wähler honorige, währschafte, gute Schweizer sind, mit Freude am Streit, aber auch fair.
Denn Schweizer sind wir alle. Wir EU-Befürworter. Wir EU-Gegner.
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